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Leitlinien

Ist Ihnen bewusst, nach welcher grundsätzlichen Leitlinie Sie handeln und Ihr Leben gestalten? Die meisten Menschen wissen es nicht. Erst wenn Veränderungen im Leben anstehen oder Sie selbst nicht mehr zufrieden sind und das Gefühl haben, etwas ändern zu müssen, haben Sie die Chance, sich weiterzuentwickeln, alte ausgetretene Pfade zu verlassen und sich selbst näher zu kommen. 

Aber was sind Leitlinien überhaupt?

Den Begriff "Leitlinie" oder auch "Lebensschablone" hat Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie, für das jeweils individuelle Verhaltensmuster des Menschen verwendet. Sie ist das unbewusste emotionale Muster, das - wie könnte es auch anders sein - bereits in frühester Kindheit entwickelt wurde. 

Materielle Werte

Durch die Prägung in der Kindheit kann man dazu angehalten worden, das Streben nach Geld und Erfolg als höchstes Gut anzusehen.  In unserer konsumorientierten Welt steht dies natürlich an erster Stelle. Dann könnte die Leitlinie heißen: "Ich muss Besitztümer anhäufen und vorzeigen können." Eventuell sind es auch Macht oder Ruhm die das Leben bestimmen. 

Tugenden

Während den Männern eher die materiellen Leitlinien zugeordnet werden und die kleinen Jungen in der Kindheit dazu angehalten werden, sich zu messen, sich durchzusetzen, sind es bei Frauen auch heute noch die sogenannten Normen und Werte nach denen sich das Leben ausrichten soll.  

Auch wenn die emanzipierten Frauen bei diesen Worten aufschreien. Ich höre es im Coaching gerade bei Frauen mittleren Alters immer wieder: die Erziehung bei Jungen und Mädchen war in den wenigsten Fällen gleich. Doch welche Tugenden sind gemeint? Höflichkeit, Freundlichkeit, Anstand, Ehre und so weiter. Daraus ergeben sich dann Leitlinien wie: "Ich muss mich anpassen, darf nicht auffallen." "Ich muss mich selbst aufgeben und ganz für andere aufopfern." "Ich muss immer die Verantwortung tragen."

Rebellion

Ist der Anspruch und der Druck, unter dem das Kind während der Erziehungszeit steht, sehr stark, kann sich das Verhalten natürlich auch in das genaue Gegenteil entwickeln. Der innere Widerstand wächst und alle Normen und Werte oder Traditionen des Elternhauses werden abgelehnt. Das Kind setzt sich selbst unter Druck, alles anders zu machen, als die Eltern. Die Leitlinien heißen dann wie folgt: "Ich muss stets dagegen sein." "Ich muss stören." Damit ist nicht gesagt, dass dieses Kind als Erwachsener im Leben nicht zurecht kommt. Aber dann sind es nur die eigenen Regeln, nach denen gelebt wird. Kommen andere damit nicht zurecht, ist es deren Schuld.

Fazit

Das Tragische an diesen unbewussten Leitlinien ist ein Leben in viel zu engen Bahnen. Immer geht es darum, Macht über andere auszuüben, um die vermeintlich eigene Schwäche zu kompensieren. Unbedingt betonen möchte ich aber auch, dass wir alle davon in gewisser Weise betroffen sind. Die in der Kindheit gemachten Erfahrungen sind einerseits nötig, um uns zu entwickeln. Andererseits werden die daraus resultierenden Gefühle ins Unterbewusste verdrängt von wo aus sie weiterhin den Charakter und die Persönlichkeit beeinflussen Die meisten von uns kennen die eigenen Schwächen. Schwierig wird es, wenn kein Mittel gefunden wird, die darunter liegenden Leitlinien bewusst zu offenbaren und loszulassen. Denn sie stehen der eigenen Entwicklung im Weg. Darum ist es so wichtig, sich selbst immer besser kennenzulernen und Mittel und Wege zu finden, das eigene Verhalten zu ändern. So wird das Leben leichter.

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